Wiki Bahnbilder.de - Erweiterte_Bildgestaltung

Zuletzt geändert am 20.03.2024, 15:26:58

Erweiterte Bildgestaltung

Liebe Freunde der Eisenbahn,

Wenn man sich intensiv mit unserem Hobby beschäftigt, dann sammelt man im Laufe seiner Touren nicht nur etliche schöne Bilder, sondern auch einiges an Erfahrung.

Oftmals betrachtet man einige seiner Bilder von Nostalgiezugfahrten und überlegt sich, was man demnächst besser machen könnte.
Ein wichtiger Teil der oftmals zu sehr unterschätzt und vernachlässigt wird ist das Zeitgeschehen der Aufnahme.

Wer gerne mit Bildbearbeitungsprogrammen seine Dampflokfotos „veraltet“, der ärgert sich später sicherlich, wenn im Hintergrund der nostalgisch verfremdeten Aufnahme plötzlich ein aktueller Mercedes Sprinter vorbeisaust oder in der rauchgeschwängerten Bahnhofshalle Leute mit ihrem iPhone rumlaufen um „mal eben“ einen Schnappschuss zu machen.

Man sollte sich also schon im Voraus Gedanken darum machen, was ins Bild kommt oder nicht. Nicht alle Fotografen, selbst heute im digitalen Zeitalter sind Freunde von Bildbearbeitungsprogrammen und mögen es nicht, Personen aus Bildern heraus zu schneiden, nachträglich Gebäude zu retuschieren oder sonstige Spielereien zu betreiben. Oftmals zählt das Warten auf den geeigneten Moment.

Das bedeutet im Klartext: Wenn die S-Bahn zum Halt gekommen ist liegt das Augenmerk auf die Menschen. Abgeschnittene Personen in Türrahmen oder sich übergebende Oktoberfestbesucher sind nicht unbedingt das Maß aller Dinge. Doch warum sind die Leute neben den Zügen so wichtig?

Die Leute, wie auch alles andere auf dem Bahnsteig, haben im Bild durchaus eine Daseinsberechtigung. Denn sie spiegeln die Zeit wieder, in der der Zug sich befindet. Am Münchner Hauptbahnhof kann man bei gleichzeitigem Halt von einem ICE und einer RB sehen, welche Kontraste entstehen. Ein Beispiel:

Aus dem ICE steigen Geschäftsleute, seriöse Kleidung, Hetzen, Eilen... Aus der Regionalbahn jedoch vermehrt Pendler, Arbeiter, Schüler.
Haltet auch diese Szenen fest! Die Kleidung zeigt oft schnell, in welchem Jahrzehnt die Bahnhofsaufnahme entstand. Das Gleiche gilt für Autos, die an einer Bahnschranke stehen, Werbetafeln und Architektur.

Gerade Leute aus Stuttgart, die nun den Abriss des Hauptbahnhofes erleben, wissen bei gut geplanten Bildern um welchen Ort es sich handelt. Wie hat der alte Stuttgarter Bahnhof damals ausgesehen? Lokportraits sind fein und gut, allerdings macht Bahnhofsarchitektur das Ganze Bild oftmals lebendiger und interessanter.

Wer weiß, wo sein Dampfzug langfährt und auch die Stecke kennt, der sollte sich stimmige Fotopunkte suchen. Gerade alte Bahnhöfe, Signale und Telegrafenmasten lassen sich prima einbinden, um eine Szene herzustellen, die so eigentlich nur vor Jahrzenten üblich war.

Es ist eine witzige Sache, Freunde und Bekannte einzuspannen und mal in alten Klamottenkisten zu wühlen. Wem das nicht zu aufwendig ist kann mit einem geliehenen Oldtimer auf der Wiese ein Picknick in Vintage-Klamotten machen.- Der Zug ist dann vielleicht im Hintergrund, jedoch ist das Bild als Ganzes stimmiger und eine Fetz´n-Gaudi ist es ohnehin.

Ein eindringlicher Rat auch an jene, die gerne Fotos antik verfremden: Lasst die Finger von den Effekten Eurer Kameras, denn: Wenn die Kamera z.B. ein Schwarzweißbild (RAW-Format ausgenommen) aufnimmt, kann es später nicht mehr in Farbe ausgedruckt oder bearbeitet werden. Es ist daher sinnvoller, in Farbe zu fotografieren und später am PC zu entscheiden, ob man es verfremden möchte.

In der nächsten Ausgabe werden wir uns um die fototechnische Ausrüstung kümmern. Dabei werden Objektive und nützliches Zubehör beschreiben und einige Kameras vorstellt.

Mit freundlichen Grüßen
Anton Hofbauer