Leere Gleise bei der Berliner S-Bahn - derzeit Normalzustand. Seit dem 30.6.2009 wird nur noch nach einem Notfallfahrplan gefahren, der auf vielen Hauptstrecken einen 20-Minuten-Takt bedeutet. Die Linien S45 und S85 sind derzeit eingestellt. Dies ist der Höhepunkt eines schleichenden Prozesses: So wurde das Betriebswerk Friedrichsfelde geschlossen, die Kapazitäten an einen geringen Bedarf angepasst. Von der Baureihe 485 wurden viele Fahrzeuge abgestellt oder gar verschrottet - sie stehen damit nicht mehr zur Verfügung. Als nun am 1.5.2009 eine S-Bahn der BR 481 (die Hauptbaureihe) wegen eines Achsbruches entgleiste, nahm das Unglück seinen Lauf, das Eisenbahnbundesamt machte strenge Auflagen: Viele Achsen müssen vorzeitig ersetzt werden, alle 7 Tage müssen die Achsen überprüft werden. Damit wiederum sind die Betriebswerke hilflos überlastet - scheinbar hat man neben dem massenhaften Achsentausch die 7-tägige Prüfung nicht so genau genommen. Davon wiederum bekam das Eisenbahnbundesamt Wind - und verbot am 29.6.2009 prompt den Einsatz von 190 Viertelzügen (insgesamt gibt es 500). Wegen weiteren etwa 50 Viertelzügen, die wegen des Achstausches nicht eingesetzt werden können, dürfte die BR 481 somit nur zu 50% zur Verfügung stehen. Der Berliner Senat ist sauer - hat allerdings scheinbar einen unprofessionellen Vertrag mit der S-Bahn, der nur geringfügige Vertragsstrafen zulässt. Nun denkt man offen darüber nach, den Vertrag mit der S-Bahn vorzeitig zu kündigen. Auch die Berliner wenden sich langsam von ihrer geliebten S-Bahn ab, mehrere Totalausfälle in den letzten Jahren - bedingt durch Streik und Winter haben sie viele Nerven gekostet. Die schleichende Verkürzung von Zügen, das Fehlen jeder aktueller Information an "unwichtigen" Bahnhöfen - das gab es so noch nie. Die Zukunft wird spannend - ein wochenlanger zermürbender Notverkehr wäre eine Situation, die den Einschränkungen durch den zweiten Weltkrieg und den Bau der Mauer ähnelt.
Thomas Wendt http://www.bahnbilder.de 01.07.2009, 1403 Aufrufe, 0 Kommentare
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