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[Antwort schreiben] [Zurück zum Forum]Re: Die DB, Personenverkehr in Berlin (Hauptstadt) und die Zukunft.
(Thomas Wendt, 7.12.2014 19:58)Hallo Volker,
ich kann nicht zu allen angesprochenen Punkten etwas sagen, möchte aber zu einigen Stellung beziehen.
So kritisierst Du den Berliner Hauptbahnhof als überdimensioniert. Das verstehe ich als die recht häufig wahrnehmbare Kritik an "zu teuren" Bauprojekten. Schon diese Denkweise kann nicht funktionieren, denn wenn niemand aufwendig etwas baut, dann ist auch niemand mit dem Bau beschäftigt. Eine Wirtschaft funktioniert natürlich nur durch einen Geldkreislauf, wenn man jede Aktivität einspart, hat die Gesellschaft keine Aufgaben mehr. Schaut man sich Bahnhöfe aus der Vergangenheit und der Gegenwart an, so wird man sich bei manchen in der Zukunft wohl fragen müssen, ob wir eine völlig verarmte, heruntergekommene Gesellschaft waren. Wenn ich da an eingesparte Dächer und Rolltreppen bei einigen Berliner Neubauten denke - das muss doch nicht sein.
Auch nehme ich es nicht so wahr, dass auch nur einer der genannten Bahnhöfe wirklich verwaist ist. Verglichen mit den 90er Jahren hat sich die Nutzung des ÖPNV in Berlin spürbar erhöht. Wer die alte Station Papestraße (heute Südkreuz) oder Gesundbrunnen früher mal erlebt hat, wird sich vielleicht manchmal etwas Gemütlichkeit zurückwünschen. Ich muss jedenfalls gestehen, dass es mir manchmal so geht. Und auch die genannten Regionalzuglinien sind, zumindest in den Zeiten, in denen ich sie sporadisch nutze (meist Wochenende) eher gut als schlecht gefüllt. Strecken wie RE1 oder RE2 werden teilweise sogar stärker nachgefragt, als Angebot geschaffen wird. Nochmals erinnern möchte ich daran, dass der Regionalverkehr von den Ländern bestellt wird - und das gerne etwas zu kurz gestrickt. Wenn ich beispielsweise an die oft hilflos überlasteten Züge Richtung Kostrzyn denke ...
Beim Ausbau der Fernstrecken würde ich mir auch etwas mehr Ehrgeiz wünschen, das ist allerdings mit der derzeitigen Politik (aktuelle und denkbare Regierungsparteien) nicht zu haben. Die Bahn wird erstmal weiterhin ein Nischendasein führen, was nicht nur dem Konzern, sondern eben auch der Politik anzulasten ist. Dass bei den Klimadiskussionen der Verkehrssektor entweder ausgeklammert oder auf das Elektroauto reduziert wird, ist schade. Denn ich bin überzeugt, dass die Bahn in Sachen Geschwindigkeit und Komfort Pluspunkte hat, die sie in Sachen Preis wieder verspielt - bedingt aber nicht nur durch eigenes Verschulden, sondern durch fehlerhafte Steueranreize und ein völlig anderes Unterhaltskonzept als dem im Straßenverkehr (Schiene vom Fahrgast finanziert, Autobahn vom Steuerzahler).
Könnte ich mir einiges für Berlin wünschen, müsste ich allerdings nicht lange überlegen. Neben einem Ausbau des Straßenbahnnetzes (bspw. Schöneweide - Neukölln - Dahlem, entspr. Buslinie M11) wäre insbesondere die Verlängerung der U7 zum BER (hier bitte einen Flughafenscherz einfügen :-) ) sinnvoll. Recht zufrieden bin ich mit dem Bau der U5, denn selbst wenn sie parallel zur Stadtbahn fährt, werden ihre Kapazitäten dringend gebraucht. Auch die kürzlich in die Diskussion gebrachte Verlängerung der U1 nach Ostkreuz erscheint mir äußerst sinnvoll.
Beim Radverkehr sage ich es immer, es gilt aber auch für den Bahnverkehr: Gäbe es eine Partei, die hier ernsthaftes Interesse zeigt, hätte sie gute Chancen bei mir. Gibts aber leider nicht. Also abwarten und auf bessere Zeiten warten ;)
Gruß,
Thomas
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Die DB, Personenverkehr in Berlin (Hauptstadt) und die Zukunft. Volker Stöckmann 7.12.2014 16:55 Re: Die DB, Personenverkehr in Berlin (Hauptstadt) und die Zukunft. Thomas Wendt 7.12.2014 19:58