99 786 mit P1008 in Richtung Cranzahl am 30.12.2012 im Haltepunkt Neudorf. Soeben hat es ein "lokomotivisches" Pfeifkonzert gegeben! Da ich immer wieder die fragenden Blicke vieler Leute sehe, warum denn der stehende Zug solch einen "Krach" machen muß, hier eine kurze Erklärung: Das Ganze hat nichts damit zu tun, dass der Lokführer Langeweile hat, sondern vielmehr mit einer alten Dienstvorschrift, welche für Zugbegegnungen in Bahnhöfen ohne eigene Signalanlage eingerichtet wurde und noch aus den frühen Zeiten der Eisenbahn stammt! Die Prozedur gestaltet sich folgendermaßen: Ein Zug (z.B. der talfahrende, wie hier) fährt generell zuerst in den Bahnhof ein, während der bergfahrende Zug vor dem Bahnhof warten muß. Nachdem der erste Zug eingefahren ist, geht ein Mitglied vom Personal desselben zur Weiche (siehe Bild!) und stellt sie auf das freie Nebengleis. Der vor dem Bahnhof wartende Zug fragt mittlerweile mit zwei langen Pfiffen aus der Dampfpfeife nach, ob die Weiche gestellt und die Einfahrt frei ist. Ist das der Fall, antwortet die im Bahnhof wartende Lok mit der Pfifffolge "Lang-Kurz-Lang" was dem "K" im Morsealphabet entspricht und soviel wie "Kommen" heißt. Nach einem kurzen Achtungspfiff setzt sich der draußen wartende Zug in Bewegung und fährt in den Bahnhof ein. Nachdem die Weiche zurückgestellt ist, kann der im Bahnhof wartende Zug seine Fahrt fortsetzen.
Diesen Vorgang hat mir mein Großvater bereits erklärt, als ich noch ein kleines Kind war. Das in der heutigen modernen Zeit nach wie vor unverändert erleben zu können, verursacht bei mir immer wieder eine Gänsehaut!
Michael Edelmann 16.01.2013, 542 Aufrufe, 0 Kommentare
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