Die neue Westseite in Halle(Saale)Hbf: ein Rundgang (Bild 26)
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Am ersten Adventssonntag wurden im Knoten Halle (Saale) die Bahnsteige 4/5 und 6/7 samt neuem Sanitärbereich und denkmalgerecht rekonstruierten Arkaden feierlich wiedereröffnet. In einer kleinen virtuellen Führung möchte ich Euch die modernisierten Anlagen vorstellen.
Ein Stück weiter südlich kann noch einmal die gesamte Bahnsteigüberdachung der Westseite betrachtet werden. Man erkennt deutlich, dass die Bahnsteighalle der Gleise 1 und 2 (links) sich merklich von den anderen beiden abhebt. Das liegt daran, dass diese erst im Zuge von Kapazitätserweiterungen Mitte der 1930er-Jahre neben dem bestehenden Bau errichtet wurde.
Drei Jahre nach der Eröffnung der S-Bahn Halle (Saale) am 27.9.1969 wurde neben Gleis 1 ein zusätzliches Gleis namens 1a Richtung Halle-Trotha gebaut.
Ausgehend vom Zugang Ernst-Kamieth-Straße, wird während der Umbauarbeiten die Bahnsteignummerierung geändert. Statt von 1a und 1–12, zählt man nun von 1 bis 13. Somit befinden wir uns hier auf dem ehemaligen Bahnsteig 5/6.
[1.12.2019 | 16:00 Uhr]
Clemens Kral 31.03.2020, 246 Aufrufe, 4 Kommentare
EXIF: Canon Canon EOS 750D, Belichtungsdauer: 1/40, Blende: 35/10, ISO200, Brennweite: 18/1
Hallo Clemens,
wieder sehr interessante Fotos von der Umgestaltung des Hallenser Hauptbahnhofes. Vielleicht noch eine kleine Ergänzung zu Deiner Beschreibung:
Der Hallenser Bahnhof hatte bereits vor seiner Umgestaltung 13 Gleise und zwar Gleis 1-6 auf der West- und 7-12 auf der Ostseite. Westlich von Gleis 1 (außerhalb der Bahnsteighalle), verlief das sogenannte Gleis S (für S-Bahn). Dies wurde irgendwann Anfang der 70-er Jahre errichtet, um einen durchgehenden S-Bahnbetrieb zwischen Trotha und Halle-Neustadt (später bis Dölau) zu ermöglichen. Bis es aber soweit war (die Strecke zwischen Hbf und Trotha mußte noch elektrifiziert werden),"trafen" sich die S-Bahnen noch auf Gleis 1 bzw. 1a. Die S-Bahn von/nach Neustadt mit BR 242 und Doppelstockwagen, die S-Bahn von/nach Trotha mit BR 110 und älteren Eilzugwagen. Nach Fertigstellung des separaten S-Bahngleises (zwischen Dessauer Brücke und Trotha nutzte die S-Bahn noch z.T. das Gleis der Strecke Halle-Wernigerode) und dessen Elektrifizierung verkehrte die S-Bahn dann durchgehend zwischen Halle-Trotha und Halle-Dölau mit E-Lok Br 242 und fünfteiligem Doppelstockgliederzug (in rot!), später dann mit BR 243 und 4 Doppelstock-Einzelwagen (beige), im 20-Minuten-Takt (in den verkehrsärmeren Zeiten nur alle 40 Minuten). Die Verbindung war sehr praktisch, man konnte z.B., ohne umzusteigen, von Trotha nach Neustadt oder in die Dölauer Heide (mit Chirurgischer Klinik) fahren. Warum nach der Wende die Verbindung Nietleben-Dölau gekappt wurde und man heute wieder im Hbf umsteigen muß, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Und das geht nicht nur mir so. Wer weiß, was für krude "Expertisen" da wieder eine Rolle gespielt haben!! ;-)
LG!
Micha
Hallo Micha,
danke für Deine äußerst interessanten Ergänzungen.
Richtig, der Bahnhof hatte schon vorher 13 Gleise, nur ging die Nummerierung vorher bis Gleis 12. Von meiner Kindheit (bin Jahrgang 2000) weiß ich noch, dass die S7 von Trotha nach Nietleben noch auf Gleis 1a gehalten hat. Später ist sie dann auf Gleis 1 und 2 gefahren.
Die Zeiten, als noch bis Dölau gefahren wurde, habe ich aktiv leider nicht mehr erlebt. Eigentlich sehr schade, dass in Nietleben Schluss ist. Das stillgelegte Gleis entlang der stark frequentierten Salzmünder Straße ist jedenfalls noch da, und die "Freunde der Halle-Hettstedter Eisenbahn e.V." setzen sich für die Reaktivierung ein. Ein kurzes Stück zwischen Heidebahnhof und Bahnhof Dölau ist ja bereits freigeschnitten. Ich bin gespannt, wie es in den nächsten Jahren weitergeht.
Die durchgehende Verbindung der S7 von Nietleben nach Trotha habe ich aber ebenfalls schätzen gelernt. Seit dem Beginn der Bauarbeiten auf der Ostseite im Dezember 2015 ist im Hauptbahnhof Umsteigen angesagt, entweder auf die S3, kommend aus Richtung Leipzig, die RB47 von Abellio oder die Straßenbahn (Linie 12). Man begründet dies mit derzeit fehlender Gleiskapazität. Das bedauere ich sehr, und hoffe, es kommt nach dem Ende der Bauarbeiten wieder zu einer attraktiveren Verbindung. Es steht sogar die Überlegung im Raum, die S3 von Nietleben aus in Richtung Leipzig fahren zu lassen. Warten wir ab...
Gefahren wird übrigens immer noch mit BR 143 (im 30-Minuten-Takt), da die S-Bahn Mitteldeutschland nicht genügend Hamster einsetzen kann. Inzwischen hängen noch zwei Doppelstockwagen dran, meist aus den 90er-Jahren - das, was bei DB Regio irgendwo in Deutschland aussortiert wird. Egal ob aus Bremen, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Stuttgart usw. - alles schon gehabt. ;) Ich verfolge das recht aufmerksam, weil ich es nicht weit zur Strecke habe.
Viele Grüße aus Halle-Nietleben
Clemens
Ja, Clemens, die Nummerierung der Bahnsteiggleise ging damals von 1-12, ich schrieb es bereits. Das S-Bahngleis verlief auf der Ostseite des Bahnhofes, außerhalb der Bahnsteighalle, mit separatem Bahnsteig. Ich bin Jahrgang 1961 und gebürtiger Hallenser. Habe die ersten 4 Jahre meines Lebens an der damaligen Leninallee, gegenüber dem Lutherbogen, gewohnt. Wir sind dann nach Trotha (in die damals noch im Bau befindliche Wohnstadt Nord), gezogen und ich bin dort in den Kindergarten (Hans Dittmar-Straße) und später 10 Jahre in die POS "Hanns Eisler" (Seebener Straße) gegangen. Meine Lehre zum Baumaschinisten machte ich bei der Baumechanisierung in Halle-Osendorf. Nach einem Jahr Arbeit in diesem Beruf, kam die Ölkrise, in deren Folge zahlreiche Baumaschinen des SBTK (Straßen-, Brücken- und Tiefbaukombinat Halle, Sitz in der Gerlach-Straße an der Berliner Brücke) stillgelegt und dadurch die vor allem jüngeren Mitarbeiter (darunter auch ich) freigesetzt wurden. Da in der DDR aber niemand in die Arbeitslosigkeit geschickt wurde, gab es Angebote von mehreren Firmen, u.a. vom Energiekombinat Halle (heute MEAG), welche Personal für ihre Kraftwerke suchten. Ich habe dann im Heizkraftwerk "Rudolf Breitscheid" in Halle-Trotha (Brachwitzer Straße 21) angefangen und dort 10 Jahre, bis 1991 gearbeitet. Da nach der Wende abzusehen war, dass das Kraftwerk, aufgrund seiner völlig veralteten Technik, nicht überlebensfähig sein würde, habe ich mich für einen entsprechenden Job bei der Bayer AG in Leverkusen beworben, mit Erfolg! Mein altes Kraftwerk in Trotha wurde zwei Jahre später, wie vorhergesehen, abgerissen und durch eine moderne GuD-Anlage ersetzt, allerdings nur mit einem kleinen Bruchteil des einstigen Personals.
Was ich damit sagen will, ich kenne Halle und seine S-Bahn, mit der ich meine ganze Kindheit, Jugend und auch als Erwachsener unzählige Male gefahren bin, in- und auswendig! ;-) Da mein Vater damals beim EVDR (Entwurfs- und Vermessungsbetrieb der Deutschen Reichsbahn) arbeitete, hatte ich den Vorteil, Freifahrscheine und die NAFA (Fahrkarte zur Naherholung) völlig kostenfrei nutzen zu können, wovon ich (damals schon Bahnfan, liegt in der Familie! ;-) ) natürlich ausgiebig Gebrauch gemacht habe! Die tägliche Fahrt mit der S-Bahn war dabei normaler Standard, selbst als ich später wirtschaftlich selbständig war und dann die Fahrkarten natürlich bezahlen mußte. Das war aber kein Problem, denn für lediglich nur 15 (!!!) DDR-Mark konnte man eine Monatskarte erwerben, mit der die GESAMTE FAMILIE alle S-Bahn, Bus- und Straßenbahnlinien der Stadt uneingeschränkt nutzen konnte! Und die umsteigfreie Fahrt mit der S-Bahn zwischen Trotha (wo meine Eltern wohnten) und der Wohnung meiner Familie in Neustadt-Südpark, war natürlich ideal! Auch war man mit der Bahn in wenigen Minuten in der Dölauer Heide (Heidebahnhof), wo man wunderschön wandern und auch Ausflugslokale (z.B. "Knolls Hütte", "Waldkater", "Heidekrug" usw.) besuchen konnte. Auch konnte man bequem Angehörige oder Freunde, welche zur Therapie in der Chirurgischen Klinik Dölau weilten, sehr bequem erreichen. Das geht nun leider alles nicht mehr, was sehr schade ist und auch m.W. auf Unverständnis, vor allem bei der älteren Bevölkerung der Stadt, stößt!
Aber, wie auch immer, zumindest konnte ich die Entwicklung der Hallenser S-Bahn von 1965 bis 1991 live erleben. Auch wenn ich nun seit 29 Jahren in Leverkusen lebe, im Herzen bleibe ich Hallenser!
Liebe Grüße in meine Heimatstadt!
Micha
Das freut mich sehr zu lesen. :) So geht jeder seine Wege...
Viele Grüße zurück nach Leverkusen!
Clemens
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