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[Antwort schreiben] [Zurück zum Forum]Re: Stuttgart 21
(Gisela, Matthias und Jonas Frey, 30.8.2010 9:13)Alex schrieb:
Hey Leute,
ich würde gerne eure Meinung zu diesem Thema hören.Ich verstehe die Menschen vollkommen die gegen dieses Projekt protestieren.
MFG. Alex aus Berlin
Meiner Meinung nach überweigen die Argumente gegen das Bahnprojekt:
Ein Durchgangsbahnhof ist heute aufgrund der in der Regel als Wendezüge verkehrenden Züge nicht unbedingt erforderlich. Es ist also kein Lokwechsel mehr nötig.
Ein Großteil der Bahninfrastruktur in Stuttgart muss neu gebaut werden, und das zum Großteil im Tunnel (33 km). Die Gleisanlagen müssen aufgrund diese Tunnelanlagen schon auf die allernötigsen beschränkt bleiben. Dadurch wird im Grunde mit sehr viel Geld an einen betrieblichen Engpass gebaut, nur wenn er Fahrplan eingehalten wird, kann es funktionieren, bei Störungen stauen sich die Züge auf den Zufahrten.
Der neue Bahnhof mit seinen acht Gleisen lässt einen integralen Taktverkehr nicht zu, und er ist nicht erweiterungsfähig.
Die S-Bahn kann bei Störungen nicht mehr umgeleitet werden.
Die Gäubahn wird über eine kurvenreiche, für die S-Bahn gebaute Strecke an den Fildertunnel zum Hauptbahnhof angeschlossen. Dazu bedarf es einer Ausnahmegenehmigung für die dortigen Tunnelstrecken, die mit einem engeren Lichtraum-Profil gebaut wurden.
Der S-Bahnhof Flughafen wird jeweils sowohl durch die S-Bahn als auch durch die Gäubahn eingleisig betrieben werden, also ein Gleis für beide S-Bahn Fahrtrichtungen und ein Gleis für beiden Fahrtrichtungen auf der Gäubahn. Zudem ist der Abzweig der Gäubahn von der S-Bahn am Flughafen nicht höhenfrei, es müssen als die Gegenzüge gekreuzt werden. Auch die nötige Verbindung "Rohrer Kurve" von Böblinen in Richtung Flughafen ist nicht völlig kreuzungsfrei geplant. Zudem müssen sich die Fern- und Regionalzüge der Gäubahn dann die Gleise mit den zwei S-Bahnlinien teilen, was dann nochmals die Zuverlässigkeit der S-Bahn einschränkt.
Heute sind sämtlich Zufahrtstrecken mit ihren Abzweigen kreuzungsfrei ausgebaut. In Zukunft wird das nicht mehr so sein. Neben den angesprochen Problemen im Bereich der Gäubahn betrift dies auch den Anschluss der Strecke aus Tübingen an die Neubaustrecke welche mit einer eingeleisgen Verbindungskurve erfolgen wird.
Auch müssen Fern- oder Regionalzüge aus Richtung Aalen/Backnang die in Richtung Karlsruhe weiterfahren sollen am S-Bahnhalt "Nürnberger Straße" die Gegengleise von Fern- und S-Bahn höhengleich kreuzen um über die eingeleige Verbindungskurve ihre Tunneleinfahrt zum Hauptbahnhof erreichen zu können.
Von Norden her gibt es in Zukunft aber Feuerbach nur noch zwei Gleise zum Hauptbahnhof, ein Ausweichen auf die S-Bahngleise wird nicht mehr möglich sein.
Zusammengefasst überall Konflikte mit Überkreuzungen, eingleisigen Abschnitten, Mischbetrieben und fehlenden Ausweichmöglichkeiten, die wohl einen stabilen Bahnbetrieb später erschweren werden und Ausweitungen verunmöglichen.
Schon der Baubeginn hat den Fahrplan der S-Bahn durcheinander gebracht. Schon jetzt können nicht mehr alle Bahnen durch den Tunnel fahren, da eine Ausnahmegenehmigung erlöscht ist. Einzele Züge der S-Bahnline S1 müssen über die Gäubahn ausweichen.
Alle innerstädischen Stadtbahnlinien sind ebenfalls von den Bauarbeiten betroffen, da deren Tunnelstrecken an den Kreuzungspunkten mit Bahntunnel völlig neue gebaut werden müssen. Der U-Bahnhof "Staatsgalerie" muss in höhere Lage völlig neu gebaut werden.
Die heute veranschlagenten Kosten- und Bauzeiten können sicherlich nicht eingehalten werden (Untertunnelung des Albtrauf an der Schwäbischen Alb).
So schön die Visionen der sich bietenden städtebaulichen Möglichkeiten auch sind wenn die jetzigen Gleisanlagen wegfallen, es rechtfertigt dann aber doch nicht so viel Geld in die Hand zu nehmen, um entgegen aller anderslautender Meinungen, dafür einen betrieblichen Engpass zu bauen, mit allen seinen finanziellen und auch gelogischen Risiken.
Das K21-Konzept mit Erhalt und Ausbau des Kopfbahnhofes überzeugt mich da mehr. Ich bin schon für einen Neubau einer schnellen Strecke in Richtung Ulm. Wichtig wäre aber auch ein Stärkung der Fernverbindungen aus Richtung Nürnberg/Würzburg nach Süden Richtung Zürich. Erst dann könnte man den Ansatz eines "Herzens" im Bahnverkehr Stuttgart erkennen (Stichwort: Ein neues Herz für Europa).
lg Matthias
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Stuttgart 21 A..... 28.8.2010 1:07 Re: Stuttgart 21 Gisela, Matthias und Jonas Frey 30.8.2010 9:13 Re: Stuttgart 21 Frank Paukstat 28.8.2010 9:47 Re: Stuttgart 21 Stefan Wohlfahrt 28.8.2010 10:05 Re: Stuttgart 21 Kay Baldauf 28.8.2010 12:36 Re: Stuttgart 21 Gisela, Matthias und Jonas Frey 30.8.2010 8:22 Re: Stuttgart 21 Stefan Wohlfahrt 28.8.2010 13:05 Re: Stuttgart 21 Frank Paukstat 28.8.2010 15:35 Re: Stuttgart 21 martin heeg 28.8.2010 18:39 Re: Stuttgart 21 Klaus Bach 29.8.2010 23:45 Re: Stuttgart 21 A..... 30.8.2010 18:45 Re: Stuttgart 21 Frank Paukstat 31.8.2010 11:46