Welches Ereignis mag diese massive Treibstange wohl so verbogen haben? (Aufnahme vom 14.02.2015 im Bahnhof Hasselfelde)
Michael Edelmann 20.03.2016, 334 Aufrufe, 6 Kommentare
EXIF: Canon Canon EOS 6D, Datum 2015:02:14 15:14:03, Belichtungsdauer: 0.003 s (1/320) (1/320), Blende: f/5.6, ISO200, Brennweite: 24.00 (24/1)
Die Spenderin der Treibstange hat wohl gekotzt und der Lokführer hatte keine Zeit die Zylinderhähne zu öffnen.
Hallo Robert,
auch mal eine sehr anschauliche Vermutung! ;-) Könnte man den Vorgang dem Nicht-Fachmann evtl.auch ein wenig konkreter erklären? ;-)
Liebe Grüße!
Micha
Hallo Micha,
heißer Dampf auf kaltes Kondensat ergibt Wasserschläge.
Sehr schöne Aufnahme, gefällt mir sehr gut.
Liebe Grüße aus Nassenheide, Heinz.
Hallo Heinz,
herzlichen Dank! Freut mich sehr, wenn`s gefällt!
Was die Ursache für den zu sehenden Schaden betrifft (wenn sie denn zutrifft), ist es hier wohl eher andersherum. Unter dem "Kotzen" der Lok, versteht man wohl das Mitreißen von Speisewasser aus dem Kessel durch den abgeführten Arbeitsdampf. Dies geschieht durch zu hohen Wasserstand im Kessel, abrupte Bremsmanöver oder auch dem Befahren von starken Gefällestrecken mit Rauchkammer voraus. oder auch bei allzu forschen Anfahrmanövern. Das durch den Dampf mitgerissene Kesselwasser gelangt in die Arbeitszylinder, wo, bei nicht geöffneten Zylinderentwässerungen, massive Wasserschläge ausgelöst werden, wobei beträchtliche Energien freigesetzt werden, welche wiederum zu schweren Schäden am Fahrwerk führen können. Wie Du aber schon richtig schreibst, kann das aber auch passieren, wenn der heiße Dampf aus dem Kessel, auf nicht abgeführtes Kondensat in den Arbeitszylindern trifft. Deshalb werden ja beim Anfahren, aber auch bei Volldampf und Bergfahrten die Entwässerungen immer wieder geöffnet, was ja sehr gut am zischenden Dampfaustritt unterhalb der Zylinder zu erkennen ist.
Liebe Grüße nach Nassenheide!
Micha
@ Michael Edelmann Woher kommt bei einer Bergfahrt das Kondensat im Zylinder? Bei den Rekos der DR mussten sogar die Überhitzerelemente gekürzt werden damit der Lack bei hoher Beanspruchung nicht vom Zylinderblock gebrannt wird und dann soll Kondensat entstehen?
Nein, Robert, bei einer Bergfahrt entsteht natürlich kein Kondensat im Zylinder. Das hat man nur beim Anfahren, wenn beim Stillstand der Lok sich der Restdampf in Kondensat verwandelt hat. Bei Bergfahrten wird meines Wissens der Wasserstand im Kessel sehr hoch gehalten, damit auch bei der Neigung der Lok alle Rauchrohre vom Kesselwasser bedeckt bleiben. Dadurch kann es passieren, daß ein Teil des Wassers bei Volldampffahrt mit in die Zylinder gerissen wird. Bei Lokkesseln handelt es sich schließlich um Flammrohr-, und somit Großwasserraumkessel. Bei diesen befindet sich im unteren Bereich Wasser und im oberen Dampf. Oben auf dem Kessel befindet sich der Dampfdom, in welchem der Dampf gesammelt und direkt über den Regler auf die Arbeitszylinder (Naßdampflok) oder in den Überhitzer (Heißdampflok) weitergeleitet wird. Die Aufgabe des Dampfdoms ist es u.a. für eine bessere Trennung von Wasser und Dampf zu sorgen und somit den oben beschriebenen Effekt zu vermeiden. Bei Heißdampfloks wird das wohl kaum passieren, da der Dampf noch durch den Überhitzer muß, wo auch letztes, evtl. mitgerissenes, Wasser endgültig verdampft. Bei Naßdampfloks kann das aber durchaus passieren. Dieses Wissen habe ich teils aus einem Fachbericht, den ich mal gelesen habe, teils aber auch aus eigener Berufserfahrung, denn ich arbeite seit 35 Jahren als Hochdruckkesselwärter im Kraftwerksbereich. ;-)
In der Hoffnung nun alle Zweifel ausgeräumt zu haben ;-)
Liebe Grüße!
Micha